„Das ist ein wichtiger Ansatz, denn diese Schadstoffe werden immer häufiger im Regen nachgewiesen. Bislang fehlt aber eine praktikable Lösung, die Stoffe werden bisher nicht in der Regenwasserbehandlung berücksichtigt“, erklärt Dr. Aslan Belli, der das Projekt für die Stadtentwässerung Braunschweig (SE|BS) betreut.
An dem Projekt sind unter anderem die Städtentwässerungen Hannover und Hildesheim, der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover, das Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Leibniz Universität Hannover und das Institut für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt als Teil des umfassenden Forschungsvorhabens „TransMiT“. Dieses wiederum sucht auf vielen Ebenen nach Verbesserungen für die Siedlungswasserwirtschaft. Die neue Anlage bei der Weststadt zählt zum „Umsetzungpiloten 7“, insgesamt gibt es zehn Teilprojekte.
„Unser Projekt will Lösungen entwickeln ,mit denen sich herkömmliche Entwässerungssysteme nachhaltig und ressourcenoptimiert aufrüsten lassen, um sie so umweltfreundlicher zu machen“; konstatiert Belli. Andreas Hartmann, Geschäftsführer der SE|BS, ergänzt: „Uns ist es wichtig, Erkenntnisse zu gewinnen, die auf andere Regionen, auch innerhalb der Stadt Braunschweig, übertragbar sind.“ Mit den Forschungsergebnissen sollen Wege gefunden werden, die Umweltbelastung zu reduzieren, zum Beispiel über verbesserte Filtration. "Diese soll unter anderem in bepflanzten Bodenfiltern untersucht werden, die einen Teil des Neubaus des Regenrückhaltebeckens in der Weststadt ausmachen werden", ergänzt Dr.-Ing. Katrin Bauerfeld, die das Projekt beim Braunschweiger Institut für Siedlungswasserwirtschaft leitet, „es ist wichtig, einen Eindruck über die Belastung des Regenwassers in unterschiedlichen städtischen Einzugsgebieten zu bekommen, damit an Hotspots der Verunreinigung, zum Beispiel durch Mikroplastik aus Reifenabrieb und Auswaschungen von Fassaden, gezielt Reinigungsmaßnahmen angesetzt werden können."
Hintergrund: Bislang existieren nur wenige klare Daten über die Belastung von Niederschlagswasser vor allem durch Biozide. Hier setzt TransMIT mit dem Projekt „Umsetzungspilot 7“ an. Untersucht wird die Mikroschadstoffbelastung von Regen, der über die städtischen Niederschlagswasserkanäle dem Rückhaltebecken zufließt. Es wird in einem ersten Schritt umgebungs- und zeitspezifisch charakterisiert. Im Fokus stehen Biozide aus Baumaterialien (z.B. Fassadenfarben), die Gewässer ökologisch schädigen, sowie Mikroplastik, das zu einem wesentlichen Teil aus Reifenabrieb stammt. Diese potenziell umweltgefährdenden Mikroschadstoffe sollen mit sogenannten Retentionsbodenfiltern (RBF) vonden Gewässern ferngehalten werden. Dafür wird ein im Quartier eingebundener RBF wissenschaftlichen analysiert. Zusätzlich dazu soll der Betrieb hinsichtlich des Rückhalts von Bioziden und Mikroplastik optimiert werden. Dazu kommen unterschiedliche Filterschichten, verschiedene Bepflanzungen und Betriebsweisen z. B. mit Austrocknenoder dauerhaftem Einstauan der Versuchsanlage zum Test. Aus den Ergebnissen leiten die Wasserprofis dann Handlungsempfehlungen ab, wie sich Wasser besser aufbereiten lässt.
Bild: Spatenstich für die Forschung: Zum Start der Bauarbeiten für das Regenrückhaltebecken an der Weststadt kamen Dr.-Ing. Dr.-Ing. Katrin Bauerfeld (Projektleiterin Institut für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig), Andreas Romey (Leiter der Wasserbehörde der Stadt Braunschweig), Hans-Hermann Wörmer (Fachbereich Tiefbau und Verkehr Stadt Braunschweig), Dr. Aslan Belli (Projektleiter SE|BS). Foto:Ulli Ritter/ Stadtentwässerung Braunschweig